Es ist 8 Uhr morgens in der JuPhKa-Projektwoche, die meisten Orchestermitglieder schlafen aus. Nur ein paar Nasen in einem noch müden Gesicht treffen nach und nach vor dem Eingangsportal des Helmholtz-Gymnasiums ein. Im Gegensatz zu den Schülern [1] , die bereits vor ihren Büchern sitzen, sind sie freiwillig gekommen.

Gekommen, um eine der Schulklassen im Musikunterricht zu besuchen und die Stücke vorzustellen, an denen sie die Woche über tagtäglich proben, an denen sie arbeiten und feilen und die sie in einigen Tagen in zwei Konzerten präsentieren werden. Die Schüler beäugen den Trupp an Studenten noch etwas skeptisch, wenn diese meist mit einigen Instrumentenkoffern und Noten unter dem Arm das Klassenzimmer betreten, doch sie hören interessiert zu. Spätestens als sie selber ihre Fragen an die jungen Musiker richten dürfen und mit ihnen ins Gespräch kommen, lockert sich die Stimmung.

Nach dem Erfolg der JuPhKa-Connection im März 2015, bei dem für eine Gruppe Kinder ein ganzes Betreuungsprogramm zur JuPhKa-Woche angeboten wurde und die Kinder am Ende sogar selbst Teil der Aufführung waren, bestand der Wunsch, die JuPhKa weiterhin für Kinder greifbar zu machen. Klar stand jedoch: den zeitlichen Aufwand mit dem die langjährige JuPhKa-Cellistin Luisa Arnitz die JuPhKa-Connection geplant und durchgeführt hatte, konnte keiner aus dem Orga-Team aufbringen. Eine Alternative musste her und so entstand die Idee einer Kooperation mit Karlsruher Schulen. Der Grundgedanke ist simpel, wir bieten MusiklehrerInnen an, in ihren Klassen unser musikalisches Programm vorzustellen – kurzweilig und mit Einblicken in unser Orchester und unsere Probenarbeit.

Über die Beziehungen von Hannah Bernitt, langjähriges Mitglied im Orgateam, zu ihrer ehemaligen Schule zogen wir 2017 zum ersten Mal in die Klassenzimmer des Helmholtz-Gymnasiums. Im letzten Jahr kam schließlich auch das Heisenberg-Gymnasium dazu, in dem sich auch der Probenort der JuPhKa befindet. Seitdem besuchen wir dort regelmäßig Schulklassen und haben immer eine kleine Überraschung dabei. Mal waschechte Komponisten, deren Werke die JuPhKa uraufgeführt hat und die den Schülern spannende Einblicke in die Entstehung eines Orchesterstückes bieten. Ein andermal dürfen die Schüler den Dirigenten der JuPhKa , David Fasold, mit ihren Fragen löchern. Oder sie bekommen von unserer Blockflötensolistin Carolin-Elena Fischer verschiedene Konzertblockflöten vorgestellt und vorgespielt. Die Fünftklässler, denen Komponist Keno Hankel sein teilweise an Minimalmusic erinnerndes Stück präsentierte, holten sich nach Stundenschluss sicherheitshalber alle ein Autogramm des Komponisten ab – man weiß ja nie.

Sinfonien, Konzerte, Ouvertüren; Brahms, Zimmermann oder Carl Phillip Emmanuel Bach – zu jedem Stück auf dem Programm verlieren wir einige Worte. Ob Zitate vom oder über den Komponisten, seine Lebenslage zum Zeitpunkt, als er das Stück komponierte oder manches zur Form oder Gattung des Stückes. Doch niemals wollen wir dabei die konkrete Musik außer Acht lassen und so nimmt sich das „Schulteam“ bei jedem Besuch einige Kollegen aus dem Orchester mit, die vor Ort charakteristische Stellen zum Besten geben. Mal eine betrunkene Klarinette auf der Kirmes oder mal die verführerische Flöte des Hirtengottes Pan.

Doch wir streben nach mehr, in Zukunft sollen auch die Schüler ins Musizieren mit einbezogen werden. Bei der Vorbereitung hierzu unterstützt uns seit 2019 die Musikpädagogin Ruth Wörner, die unter anderem an der Stuttgarter Musikhochschule elementare Musikpädagogik lehrt. Sie coacht das Schulteam der JuPhKa, damit wir die Schüler noch besser ab- und mit ins Boot holen können. Ruth Wörners Schwerpunkt liegt auf der Rhythmik, der Bewegung zur Musik. Da dürfen die Schüler dann klopfen und trommeln und wir sind gespannt, was noch auf unsere Klassen (und auf uns, das Schulteam!) zukommt.

Zu guter Letzt endet jede Programmvorstellung mit einer Einladung in unsere Konzerte, um die Stücke endlich richtig zu hören und wir hoffen natürlich auf die Neugier der Schüler und so manchen Aha-Effekt im Konzert…


[1] Der Einfachheit halber wird in diesem Text die neutrale Form „Schüler“ verwendet, die selbstverständlich Schülerinnen mit einschließt.